Durch den verpassten Aufstieg der letzten Saison und die Corona-Pandemie hat sich die angespannte Lage unseres Vereins nochmals verschärft. Das Resultat: Der Investor Capelli Sport, der bereits in der Vergangenheit 10,1 % der Gesellschaftsanteile am ausgegliederten Profispielbetrieb – also der MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA – gekauft hat, stockt seine Unternehmensbeteiligung deutlich auf. Durch den neuen Deal gehören dem US-amerikanischen Sportunternehmen nun insgesamt 40,1 % der Herren-Profiabteilung unseres Vereins. Die Gegenleistung: 2,75 Millionen Euro frisches Geld und die Umwandlung von Verbindlichkeiten in Höhe von 2,7 Millionen Euro in Gesellschaftsanteile. Insgesamt ein hoher Preis für unseren MSV; geht doch mit einem solch massiven Anteilsverkauf ein großes Stück Selbstbestimmung verloren. Nach einheitlicher Auffassung aller Verantwortlichen scheint es aber keine Alternative gegeben zu haben, um den Spielbetrieb in der dritten Liga für die laufende Saison zu sichern.

Trotz der neuen finanziellen Mittel bleibt die Situation kritisch. Wie so oft in den vergangenen Jahren kommt es auch dieses Mal wieder auf die gesamte Zebragemeinde an. Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, dass der Meidericher Spielverein langfristig in wirtschaftlich und sportlich ruhige Fahrwasser gelenkt wird. Der für den Lückenschluss unverzichtbare Verkauf von rund 4.000 Unterstützerdauerkarten verdeutlicht das, ist aber nur ein kleiner Teil dessen, was wir leisten können und müssen.

Denn neben der sportlichen und wirtschaftlichen Stabilität kommt es vor allem auch darauf an, dass unser Verein strukturell zukunftsfähig aufgestellt bleibt. Uns allen hat die Erfahrung mit Walter Hellmich vor Augen geführt, wie zerstörerisch die Konsequenzen sein können, wenn die Basis des Vereins und dessen Kontrollorgane ihren Einfluss auf die Entscheidungsprozesse verlieren. Die Nachwirkungen der Ära Hellmich sind noch heute spürbar und eine Ursache für die existenzbedrohende Situation.

Mit dem neusten Anteilsverkauf an Capelli Sport hat der MSV Duisburg einen weiteren Teil seiner Souveränität eingebüßt. Wie schnell wirtschaftliche Abhängigkeit zu einem kompletten Kontrollverlust führen kann, zeigen neben der eigenen Historie die Beispiele KFC Uerdingen und 1860 München mit aller Deutlichkeit.

Auch bei uns ist diese Thematik nach der Kapitalerhöhung durch Capelli Sport wieder höchst aktuell. Denn Anteilsverkäufe gehören mittlerweile zur gängigen Bewältigungsstrategie finanzieller Krisen beim MSV Duisburg. Das erneute Aufkeimen des Themas dürfte angesichts der weiterhin enormen wirtschaftlichen Schieflage – aller gegenstehenden Äußerungen zum Trotz – nur eine Frage der Zeit sein. Deshalb müssen wir – die Mitglieder des Meidericher Spielverein 02 e.V. Duisburg – uns zwangsläufig mit den möglichen Konsequenzen auseinandersetzen.

Die Initiative „Es lebe der Verein“ hat sich aus zahlreichen Strömungen der Duisburger Fanszene zusammengefunden, um den öffentlichen Dialog darüber anzustoßen bzw. voranzutreiben.

Unser Grundverständnis von Verein:

Für uns ist und bleibt der eingetragene Verein (e.V.) der Kern unseres MSV. Er ist der zentrale Bezugspunkt der gesamten MSV-Fangemeinde und mit seinen über 8.000 Mitgliedern die Basis, ohne die kein Profisport möglich wäre.

Klar ist aber auch, dass wirtschaftliche Komponenten zu den alltäglichen Dingen des Fußballs dazu gehören. Wir sind keine „blinden Idealisten“ oder „realitätsfernen Fußballromantiker“. Ein Profiverein benötigt finanzstarke Partner und eine sichere Organisationsstruktur, ohne die erfolgreiches Arbeiten nicht möglich ist. So haben wir uns auch mit dem Umstand arrangiert, dass der professionelle Spielbetrieb unserer Zebras unter einer ausgegliederten Tochtergesellschaft des e.V. organisiert wird. Wir sehen alle Tochtergesellschaften des e.V. als Teil unseres Meidericher Spielvereins an.

Den Verein selbst aber verstehen wir als demokratische Organisation, in der die Mitgliederversammlung als oberstes Organ die strategische Ausrichtung durch Wahl der Funktionsträger bestimmt. Ein Ort, an dem unterschiedlichste Menschen zusammenkommen, die alle dasselbe eint: die Liebe zu ihrem Verein und das Ziel, das Bestmögliche für ihn herauszuholen. Ein Ort also, an dem die Menschen, die den Verein tatsächlich leben und prägen, gemeinsam dessen Weg vorgeben können. Duisburg ist eine Stadt der selbstbestimmten Menschen, eine Stadt der Macher und Malocher. Dieses Selbstbewusstsein hat schon immer die deutschlandweite Wahrnehmung unseres Vereins geprägt. Eben dieses Selbstverständnis muss durch die Mitgliederversammlung auf den gesamten Verein übergehen.

Nur wer den MSV im Herzen trägt, stellt auch in kritischen Situationen das Vereinsinteresse IMMER an oberste Stelle. Bei bloßen Angestellten einer Profi-GmbH und Investoren ist dies durchaus fraglich. Denn naturgemäß zielen diese vorrangig auf den wirtschaftlichen Erfolg der Profigesellschaft und externe Geldgeber in erster Linie auf einen finanziellen Nutzen ihres Investments ab. Beides kann allerdings im Widerspruch zu den Interessen des Gesamtvereins stehen!

Wir sind deshalb davon überzeugt, dass eine möglichst enge Bindung der Profigesellschaft an den e.V. die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft ist. Das Wohl und die Interessen des e.V. haben immer auch Leitlinie für das Handeln der Profigesellschaft zu sein.

Um das zu gewährleisten, muss die Bestimmungshoheit des eingetragenen Vereins und seiner Mitgliederversammlung auf die Geschicke des professionellen Spielbetriebs dauerhaft gesichert sein.

Unsere Ziele:

Im Sinne und zum Wohle unseres Vereins ist es deshalb unser Ziel, die Position des e.V. und insbesondere seine Mitgliederversammlung im Gesamtgefüge des MSV Duisburg zu stärken. Uns geht es nicht um den kategorischen Ausschluss finanzieller Beteiligungen externer Geldgeber. Wir streben

vielmehr eine möglichst direkte Legitimierung grundlegender strategischer Entscheidungen durch die Mitgliederversammlung an. Dabei stehen für uns folgende Punkte im Fokus:

  1. Klare Bekenntnis zur „50 + 1 Regel“ Die „50 + 1 Regel“ besagt, dass die Stimmmehrheit für die Entscheidungsfindung einer ausgegliederten Profigesellschaft stets beim e.V. verbleiben muss. So wird die die grundsätzliche Entscheidungsmacht für den Verein gesichert und eine Komplettübernahme durch einen Investor (theoretisch) ausgeschlossen. Die aktuellen Verantwortlichen des MSV haben sich bereits mehrfach klar für diese Regelung ausgesprochen. Wir fordern die dauerhafte Einhaltung von „50+1“, unabhängig von der personellen Zusammensetzung unserer Vereinsgremien! Insbesondere fordern wir das Bekenntnis zu „50+1“ auch für den Fall, dass die Regelung einmal aus den Statuten von DFB und DFL gestrichen werden sollte.
  2. Stärkung der Position der Mitgliederversammlung Die Mitgliederversammlung ist das oberste Organ des MSV Duisburg. Wir Mitglieder sollten uns dieser Position wieder verstärkt bewusst werden. Neben der Berechtigung zur Wahl der Funktionsträger ist es auch die Aufgabe und gleichzeitig das Recht der Mitgliederversammlung, die Geschehnisse im Verein stets wachsam zu verfolgen und im Zweifel Bedenken anzumelden. Es ist dabei erforderlich, dass wir unsere Rechte aktiv einfordern und unsere Möglichkeiten notfalls vollständig auszuschöpfen. Dazu gehört es auch, konsequent alle Maßnahmen zu verhindern, die die Kontrolle der Mitgliederversammlung beschränken und Entscheidungsmacht anderweitig verteilen wollen. Dies bezieht sich auch auf die Geschicke des Profi-Spielbetriebs.
  3. Strikte Trennung von finanzieller Beteiligung und Entscheidungskompetenz
    Die finanzielle Beteiligung von Investoren oder Sponsoren darf in keinem Fall dazu führen, dass Entscheidungsbefugnisse des e.V. beschnitten werden. Ausschließlich die durch Wahl der Mitglieder legitimierten Funktionsträger haben die Befugnis, Entscheidungen für unseren Verein zu treffen und ihn in der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Unter keinen Umständen darf es passieren, dass externe Geldgeber sich durch ihre finanzielle Leistung Mitspracherecht an den Entscheidungsprozessen erkaufen. Der Meidericher Spielverein 02 e.V. Duisburg ist und bleibt unverkäuflich!

Unser Anspruch ist aber ganz klar: auf Forderungen müssen Handlungen folgen. Wir möchten mit anpacken – und zwar an allen Fronten. Denn aktive Vereinsarbeit hat ihre Grenzen nicht am Stadiontor oder in den Mitgliederversammlungen. Sie erstreckt sich in den Alltag all derer, die unsere Zebras im Herzen tragen. Unser Verein hat mit seiner fast 120-jährigen Geschichte die Stadt Duisburg geprägt und ist fester Bestandteil ihrer Identität. Für tausende Menschen ist der MSV ein nicht wegzudenkender Bezugspunkt im Leben. Sein Fortbestehen hat also weit über die Vereinsgrenzen hinaus enorme Bedeutung. Wir als Teil der MSV-Familie möchten uns dieser Verantwortung stellen und die zukünftige Entwicklung im Sinne der Menschen, die unseren Spielverein lieben und leben, aktiv mitgestalten.

Unser Motto lautet daher: Alle Macht dem e.V. – es lebe der Verein!


Ihr wollt euch der Initiative anschließen oder habt Fragen? Meldet per Mail unter: info@eldv.de

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